Die Insel Reichenau, die seit dem Jahr 2000 Unesco Weltkulturerbe ist und umgangssprachlich als Gemüseinsel bekannt ist, erreicht man über den von Pappeln gesäumten Inseldamm - rechts und links vom Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried umgeben. Dieser Damm ist fast 180 Jahre alt und bildet den Schluss der deutschen Alleenstraße.
Sobald das Festland beginnt, sieht man nicht nur Felder und Gewächshäuser, sondern auch die Kirche St. Georg auf der rechten. Allerdings sollte man, wenn man nicht mit dem Rad angedüst kommt, ja erstmal einen Parkplatz finden, bevor die Insel erkundet wird. Auf Höhe der genannten Kirche kann man links in die Oberzeller Straße abbiegen – hier liegen direkt die Parkplätze. Mit Pepe ist das ja meistens kein Problem - an Sommertagen empfehlen wir aber Autofahrern recht früh auf die Insel zu fahren oder sich wirklich auf den Drahtesel zu schwingen. Direkt am Parkplatz findet man auch gleich unser erstes Highlight - die Bäckerei Laib & Seele. Hier gibt's die vermutlich besten Brote, nach alter Tradition gebacken und viele weitere Spezialitäten.
Wenn das Gefährt ordnungsgemäß abgestellt ist und das Parkticket gelöst, führt der Weg wieder Richtung St. Georg, wobei zunächst ein modernes kleines Häuschen aus Sichtbeton an der Parkplatz-Einfahrt ins Auge fällt. Dieses zählt zu einer der vier Reichenauer Museumseinheiten, in denen man sich über die Inselgeschichte informieren kann. Uns zieht es jedoch zu St. Georg - und das aus gutem Grund: das im Jahr 723 gegründete Kloster ist zum einen ausschließlich aus Materialien erbaut, die sich zu dieser Zeit rund um die Insel finden ließen und zum andern beherbergt das Innere der kleinen Basilika beeindruckende Wandmalereien, die einen Zyklus mit Wunderszenen Christi darstellen – dadurch wurde die Basilika mit Ihren ottonischen Wandmalereien zu einer der berühmtesten Kunststätten für mittelalterliche Werke. Außerdem befindet sich die Kopfreliquie des heiligen Georgs in der Reliquienkrypta. In den Sommermonaten (Mai bis Oktober) ist St. Georg auf der Insel Reichenau nur mit einer Führung zu betreten – aus konservatorischen Gründen oder auf gut deutsch: der Schweiß der Touristen tut der Kunst nicht gut :D
Nun lassen wir die christliche Kunst hinter uns und laufen die Seestraße hinunter direkt an das Ufer des Bodensees. So viel sei verraten - auf der Reichenau kann man, bis auf ein paar Stellen, immer direkt am Bodenseeufer spazieren. Wir halten uns also parallel zum Wasser und nach ein paar Metern kommt schon der erste Hotspot der Insel Reichenau: das Fischrestaurant ‚Bei Riebels‘. Was einst eine reine Fischhandlung war, wurde 2007 durch ein Bistro erweitert und ist weit über die Konstanzer Grenzen bekannt. Auch hier kann man sich glücklich schätzen, im Sommer einen Sitzplatz zu ergattern.
Wir ziehen weiter, denn es ist noch etwas früh für Fisch. Also gehen wir entlang der Seestraße - kommen an schönen Häusern, Blumen zum selber pflücken, Ziegen und kleinen Obst- und Gemüseständen vorbei. An einer kleinen Weggabelung halten wir uns rechts und biegen in die Hermannus-Contractus-Straße ein. So gelangt man zum einem zum Münster St.Maria und Markus mit schönem Apothekergarten und zum Yachthafen der Insel. Hier gibt es einen großen Spielplatz für die Kleinen und das Restaurant Seeräuber für die Großen.
Wenn man vom Seeräuber runter das kleine Stück zum Hafen läuft, entdeckt man neben der Fähre, die zu dem gegenüberliegenden Städtchen Allensbach fährt, auch den Seeuferweg zur linken. Hier dürfen Fußgänger weiter am Wasser entlanglaufen und gelangen so zum Freibad der Insel. Wer in den Lokalitäten zuvor noch keinen Platz gefunden hat, kann im modernisierten Restaurant Pier 5 des Freibads Platz nehmen.
Gestärkt und gebräunt geht es zwischen Sportplatz und Bodenseeufer weiter - denn wir möchten an die äußerste Spitze der Insel laufen, die in der Nähe der Kirche Peter und Paul liegt. Nach einem kurzen Spazierstück, das von Schilf umgeben ist, gelangt man wieder auf einen Schotterweg. Diesem folgen wir und biegen bei erster Gelegenheit rechts ab, um schnell wieder auf den Seeuferweg zu gelangen. Hier ist etwas Obacht geboten und ausnahmsweise sollten die Augen auf den Boden gerichtet sein, denn wir folgen dem Seeuferweg, der durch einen Wandersmann auf der Straße gekennzeichnet ist. Hier eröffnet sich die volle Pracht der Insel – kleine Wege führen entlang an privaten Gärten und man trifft selten auf Menschen.
Entdeckt man zu seiner linken die Kirche Peter und Paul, so ist man fast an der äußersten Spitze der Insel Reichenau angelangt. Vor der Schneeschmelze, die den Wasserstand des Bodensees bedingt, kann man an dem Schloss Windegg vorbei über das trockene Ufer laufen und erhält zwischen Schilf und Muscheln einen einzigartigen Blick auf die Hegauvulkane, die Halbinsel Höri und die schweizer Seite des Rheins. Atemberaubende Sonnenuntergänge sind hier keine Seltenheit.
Unser Weg führt uns weiter in Richtung Riedstraße und über einen Feldweg auf die Spitzgasse. Hier biegen wir nach ungefähr 10 Minuten rechts ab auf die Häfelihofstraße, denn wir wollen noch zu dem wunderschönen Blumenladen Haselberger Schnittblumen. Hier sind nicht nur Floristen am Werk, sondern auch Gärtner. Die eigenen Blumenfelder rund um das Ladengeschäft lassen schon erahnen, dass hier auf regionale Blumen Wert gelegt wird. Auch die Dekoration ist zu jeder Jahreszeit wunderschön und unser spezieller Tipp sind die Hochzeitsgestecke von Haselberger. Ob Brautstrauß, Haarkranz oder Ansteckblumen für den Bräutigam – hier wird man bestens beraten und erhält bezaubernde Arrangements für den großen Tag (wir sprechen aus eigener Erfahrung).
Nach dem schönen Zwischenstopp geht es wieder in Richtung Münster St. Maria und Markus, um den imposanten Innenhof neben dem Winzerverein Reichenau zu begutachten und um einen Blick in den Innenraum des Münsters zu werfen. Danach laufen wir wieder in Richtung Yachthafen und treten den Rückweg an – natürlich nicht ohne an den unzähligen kleinen Obst- und Gemüseständen der Insel etwas für das Abendessen mitzunehmen.
Alle, die nicht genug von der Insel Reichenau bekommen, können hier direkt den anderen Teil unseres Reichenau-Spaziergangs lesen.