Kunstspaziergang an der Universität Konstanz

Unser heutiger Ausflugstipp steht so in wohl keinem anderen Reiseführer für den Bodensee und soll Euch die moderne und künstlerische Seite von Konstanz zeigen. Daher nehmen wir Euch mit auf einen Kunst-Spaziergang rund um die Universität Konstanz.


Geographisch gesehen liegt die Universität Konstanz auf dem Gießberg, oberhalb des Dorfes Egg. Neben der besonders schönen Lage der Universität, sticht die Bildungseinrichtung durch ihre außergewöhnliche Architektur, die von Horst Linde konzipiert wurde, und die enorme Vielzahl an Kunstobjekten hervor, die sich in der Universität und drumherum befinden. Die imposantesten davon wollen wir Euch auf diesem kleinen Kunst-Spaziergang etwas genauer vorstellen.

Zu erreichen ist die Universität natürlich mit dem Roten Arnold (so wird der Konstanzer Stadtbus genannt) oder auch mit dem eigenen Fahrzeug. Da wir mit Pepe, unserer Vespa, unterwegs sind, nutzen wir die kostenlosen Motorrad- und Rollerstellplätze, die direkt vor der Uni angeboten werden. Für 1,50€ pro Tag kann man aber auch in einem der beiden Parkhäuser parken. 


Zu Beginn unserer Runde fällt uns zunächst die bunt gestaltete und geometrische Skulptur von Georg Pfahler auf, die 1975 realisiert wurde. Wie alle öffentlichen Kunstwerken, die an der Universität Konstanz verwirklicht wurden, ist auch Pfahlers Skulptur ‚ohne Titel‘ Preisträger einer öffentlichen Ausschreibung und hat zur Zeit seiner Entstehung eigentlich den Ein- und Ausgang einer Fußgängerbrücke markiert, die zum gegenüberliegenden Parkhaus geführt hat. Da es diese Brücke schon lange nicht mehr gibt, verschmilzt Pfahlers Skulptur allmählich mit der Flora und Fauna. Läuft man den Weg weiter in Richtung Hauptgebäude, so sieht man links ein ähnliches Werk in Torform. Diese Torskulptur, die auch von Pfahler stammt, überspannt den Fußgängerweg zum naturwissenschaftlichen Teil der Universität. Beide Kunstwerke haben daher die Intension den Weg des Betrachters zu leiten und neue Wege zu säumen.

Am Hauptgebäude angekommen lassen wir zunächst unseren Blick schweifen und die moderne Architektur der Universität auf uns wirken. Derweil fällt uns in schwindelerregender Höhe eine Lichtplastik an der Außenseite des Chemielaborgebäudes auf. Hierbei handelt es sich um ein Werk von Utz Kampmann aus dem Jahr 1974, das an verschiedenfarbige Legosteine erinnert. Bei Dämmerung führen die neun integrierten Leuchtstoffröhren zum Leuchten des Kunstwerks, wodurch es an eine bunte Laterne erinnert.

Unser weiterer Weg führt uns nicht in die Universität hinein, sondern links neben dem Haupteingang steigen wir Treppen hoch, um zunächst von oben auf das wohl bekannteste Kunstwerk der Universität zu schauen : das Glasdach von Otto Piene. Dieses Dach, das den Bereich nahe des Haupteingangs schmückt, besteht aus 227 verschiedenfarbigen Pyramiden und verzaubert bei Lichteinfall den gesamten Eingangsbereich. 

Danach genießen wir kurz den grandiosen Blick auf den Überlinger See und die Insel Mainau, den man von der Mensa der Universität und dem sich anschließenden Außenbereich hat. Dieser Außenbereich des Campus ist stark geprägt durch Otto Pienes Werke, die die Elemente Wasser, Feuer, Wind und Licht symbolisieren sollen. So findet sich neben einem großen Kugelbrunnen, ein Windrad, eine gasbetriebene Metallkonstruktion und Metallsäule, die an ihrer Außenseite mehrere Glühbirnen besitzt. Außerdem ist das Areal durchzogen von den Bodenreliefen und Wasserläufen von Klaus Arnold. Von diesen lassen wir uns leiten und entdecken vor dem Gebäudekomplex G ein imposantes Werk, das nach aufeinander gestapelten Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figuren aussieht. Diese Spulenplastik von Gottfried Bechtold umfasst 30 mannshohe Elemente aus glasfaserverstärktem Polyester.

Wendet man seinen Blick nun nach links und folgt dem Wasserlauf so blickt man über das Kinderhaus der Universität in Richtung der Alpen – an klaren Tagen ein wunderschönes Panorama. Hier steigen wir die Treppen hinunter und laufen links, um an den Stahlskulpturen des Karlsruher Bildhauers Franz Bernhard vorbei, zu den Kastendrachen von Robert Günzel und den Bemalungen der Außenfassade von Bernd Hanewinkel zu gelangen. Beide Werke liegen unterhalb des Mensagebäudes und sind über Holztreppen zu erreichen. Außerdem kann man von dieser Höhe, der dritten Ebene des H-Gebäudes, ideal auf das kreisförmige Kunstwerk „Indien und nicht Afrika“ von Rudolf Herz blicken. Seit 2000 spielt das Werk auf die wissenschaftlichen Irrungen und Wirrungen an, indem auf Columbus verwiesen wird, der sich sicher war Indien und nicht Amerika entdeckt zu haben.

Wir entfernen uns nun etwas von der Universität Konstanz und laufen hinunter in Richtung Hockgraben. An einer Weggabelung, an der wir schon die blauen Röhrenplastiken von Friedrich Gräsel  sehen können, biegen wir erst links ab und folgen den Schildern mit der Aufschrift „Café Selma“. Denn auch Kunstinteressierte brauchen zwischendurch eine kleine Stärkung. Das Café Selma, ein zuckersüßes Café in einem Bauwagen mit bunt gemischten Außensitzplätzen, liegt inmitten des Hockgrabens auf dem Gelände des Demeterhofs Haetteli. Hier gibt es nicht nur leckere Getränke, feine selbstgemachte Kuchen, sondern auch froobie Eis – das Fruchteis direkt aus Konstanz. Außerdem kann man sich am Regiomat des Haetteli-Hof frische Eier, feinsten Blütenhonig, naturtrüben Apfelsaft  und Wurstwaren mitnehmen.

Nach einer Stärkung mit froobie-Eis laufen wir den Weg weiter und biegen bei der nächsten Möglichkeit rechts ab, um auf die große Wiese des Hockgrabens zu gelangen. Zur Linken sieht man hier die Studentenwohnheime. Vor einem dieser kleinen Häuschen steht das nächste Kunstwerk unserer Tour. Dieses stammt aus dem Jahr 1970 und ist von dem bekannten Künstler Horst Antes. Zuvor stand das Werk vor dem Mensabereich der Universität Konstanz. Das Kunstwerk besteht aus buntem Stahlblech und zeigt einen Baum, zwei blaue Wolken, eine weiße Taube und den bekannten Kopffüßler. Nicht nur die Farbe des Kunstwerkes wirkt positiv und einladend, sondern auch die drehbare große Wolke lädt zur Interaktion mit der Skulptur ein.

Wir wenden uns von dem Skulpturenensemble ab und schauen in das Hockgrabental. Hier fallen einem sofort die blauen Röhrenplastiken von Friedrich Gräsel ins Auge, die die Anhöhen des Studierendenwohnheims und der Universität optisch verbinden. Entlang dieser Blickachse und der Streuobstwiesen laufen wir zu der dritten Station der Röhrenplastik, die in einem eigens angelegten Teich steht und über betonierte Trittplatten zugänglich ist. Leider haben bei diesen Kunstwerken im öffentlichen Raum nicht nur die Witterung, sondern auch Vandalismus ihre Spuren hinterlassen.

Links von der Röhrenplastik führt ein Weg in Richtung St.Katharina/Wollmatingen und damit auch zum Parkhaus Süd, in welchem der Betonporsche von Gottfried Bechtold steht. Dieses Kunstwerk ist in Form einen Porsche 911 abgegossen und steht wie selbstverständlich auf einem normalen Parkplatz. Weitere Porsche-Werke von Bechtold sind vor dem Kunsthaus Bregenz oder in Karlsruhe zu sehen.

Das letzte Kunstwerk unserer Tour führt uns wieder direkt an die Universität. Richard Böschs Hofgliederung findet sich auf dem Hof vor dem sozialwissenschaftlichen Bereich der Bibliothek und besteht aus 66 bemalten Stahlröhren, die, bis auf eine, alle mannshoch und regelmäßig geformt sind.
Wer sich noch genauer über die gesamten Kunstwerke an der Universität Konstanz informieren möchte, kann auch im Online-Tour-Guide des Fachbereichs Literatur-Kunst-Medien (LKM) stöbern.


Nun aber genug mit der Kunst und etwas entspannen. Dies kann man wunderbar im Biergarten St. Katharina im nahegelegenen Mainauwald. Dazu aber in einem anderen Blogbeitrag mehr.

Die Route der Localsbodensee über den Unicampus mit seinen Kunstwerken.