Spaziergang zum längsten Steg des Bodensees

Vielleicht wird das Bodenseeufer der Ostschweiz manchmal etwas stiefmütterlich behandelt, da es mit Touristen-Hotspots wie der Konstanzer Seestraße oder imposanten Wein-Wanderwegen am Obersee konkurrieren muss. Aber auch die Ostschweiz steuert einiges zum Charme der Region bei – so zum Beispiel die Schiffsanlegestelle in Altnau mit dem längsten Steg des Bodensees. 

Um dieses regionale Highlight mal live zu sehen, haben wir uns an einem sonnigen Freitag im Frühling dazu entschlossen, einen angenehm ruhigen Spaziergang entlang des Ufers von Münsterlingen nach Altnau zu unternehmen. Unser Ausgangspunkt liegt bei dieser Tour am Parkplatz der Bahnhaltestelle „Münsterlingen Spital“. Für Schweizer Verhältnisse sind die Parkgebühren mit einem Franken pro Stunde wirklich moderat.


Zu Beginn der Route führt der Weg kurz unter einer Brücke hindurch, um dann den Blick auf den See Preis zu geben. Schon jetzt kann man in der Ferne Meersburg am Ufer des Obersees entdecken – diesen Blick darf man den gesamten Spazierweg genießen, denn der Fußgängerweg nach Altnau führt permanent am Ufer entlang. Auch Radfahrer und Inlineskater können die Distanz von 3,4km, die zwischen den Städten liegen, schnell überbrücken. Allerdings verläuft der dafür besser geeignete Teerweg oberhalb des geschotterten Seeuferwegs.

Solang der Bodensee noch nicht allzu viel Wasser hat, laden kleine Trampelpfade oder kleine Wege ein, den Seeuferweg zu verlassen und direkt am Ufer zu spazieren. Hier entdeckt man zum Beispiel auch Sitzgelegenheiten, auf denen nicht jeder Platz nimmt ;)

Der gesamte Spaziergang führt durch kleine, gepflegte Örtchen mit freundlichen Einheimischen. Ein kleiner Kommunikationstipp: In der zurückhaltenden Schweiz ist es immer von Vorteil als erster mit „Grüezi“ zu grüßen, auch wenn man sich durch die Aussprache als nicht ganz so beliebter „Dütscher“ outet – der Anstand macht hier einiges wett.
Neben den akkuraten Vorgärten kommt man auch an zwei Campingplätzen vorbei – der erste von beiden (Campingplatz Möwe) öffnet sein Kiosk bei gutem Wetter und so kann man sich ein Eis oder ein Bier mit an den See nehmen. Wer ungefähr nach einer Viertelstunde auch den zweiten Campingplatz hinter sich gelassen hat, gelangt durch die Nasbo Werft nach Altnau.
Zwar ist die Stadt mit seinen 6,73 Quadratkilometern nicht unübersichtlich, aber am Gasthaus Krone am See ist kurz Obacht geboten. Man muss sich hier zunächst links und dann rechts halten, um an den Hafen von Altnau zu gelangen und keinen Umweg in Kauf zu nehmen. Ab diesem Punkt präsentiert sich auch der eindrucksvolle Steg. Das Hafenareal und der Steg sind sehr modern und weitläufig, so dass man genug Platz hat, um eine kurze Pause einzulegen und die Füße ins Wasser zu halten. Wenn man die 270m bis zum Anleger am Steg zurückgelegt hat, fällt einem aufgrund der Ortsschilder, die sich dort befinden, auf, dass das Schweizer Dörfchen Altnau und die deutsche Gemeinde Hagnau eine innige Beziehung pflegen. Daher ist es auch möglich für 6 bis 9 Franken zweimal täglich die 6km Wasserweg per Boot in 20 Minuten hinter sich zu bringen – einer spontanen Weinprobe am Obersee steht somit nichts im Weg.

Wenn man den Rundumblick über den Bodensee ausgiebig genossen hat und vielleicht sogar eine kleine Runde geschwommen ist, verläuft wie auch der Hinweg entlang am Seeuferweg. Zu beachten wäre, dass an den Seeuferwegen des Bodensees im Frühjahr einige, meist ungefährliche, fliegende Insekten unterwegs sind und im Sommer das Anti-Schnaken-Spray bei einbrechender Dämmerung nicht fehlen darf.

Unsere Laufroute direkt am Bodensee entlang.