Kurze Wanderung zum Schloss Wolfsberg

In der Ostschweiz tummeln sich einige namenhafte Schlösser, die in engem Zusammenhang mit dem großen, kleinen Napoleon stehen. Eines der weniger bekannten und dennoch wunderschönen Anlagen ist das Schloss Wolfsberg oberhalb der beschaulichen Stadt Ermatingen. Egal ob man diesen zum Startpunkt der Tour mit dem Rad, zu Fuß oder vielleicht mit der Vespa ansteuert – schon allein der Weg dorthin ist ein Highlight – entlang des Ufers der Ostschweiz schlängeln sich die Straßen. Permanent der freie Blick auf die gegenüberliegende Insel Reichenau. Hier sind Deutschland und Schweiz nur einen Katzensprung entfernt.

Der Ausgangspunkt des Spaziergangs nach Wolfsberg ist der kleine Parkplatz vor dem zentral gelegenen Rathaus von Ermatingen. Am Wochenende kann man hier unbegrenzt kostenlos parken, wobei auch die kostenpflichtige Höchstparkdauer von 4 Stunden unter der Woche vollkommen für den Hin- und Rückweg ausreichen.
Wendet man sich vom Rathaus links die Straße hoch, entdeckt man schon die typisch gelben Wanderwegsymbol des Thurgaus. Und da das Schloss Wolfsberg oberhalb der Stadt trohnt, führt einen die Spaziergänger-Spürnase schon fast automatisch die ansteigende Fruthwilerstraße hinauf. Die erste Beschilderung, die zum Wolfsberg führt, gibt eine Laufzeit von 30 Minuten an – da der Anstieg, bei welchem man 108 Höhenmeter bezwingt, teilweise recht steil ist, muss wahrlich keiner traurig sein, der etwas länger braucht. Wir haben auch 45 Minuten gebraucht J

Der erste Teil des Spaziergangs könnte einen vielleicht etwas enttäuschen – man läuft immer an der Straße entlang und der Wald lässt zunächst keinen Panoramablick auf den Bodensee zu. Wer jedoch Durchhaltevermögen besitzt, wird nach ungefähr 25-30 Minuten mit dem Blick auf Schloss Wolfsberg belohnt, das sich über blühenden Streuobstwiesen präsentiert.
Hier macht die Straße, der man die ganze Zeit gefolgt ist, wieder eine Kurve in den Wald – hier lieber den Trampelpfad zwischen den Apfelbäumen einschlagen. Er spart Zeit und bietet eine schönere Aussicht.

Oben angekommen teilt sich das Areal des Schlosses in zwei Einheiten. Zum einen das Schloss im Barockstil mit Schlosskapelle und Parquinhaus, sowie das moderne Gebäude der UBS. Der Konzern erwarb 1970 das Schlossgut, das einst Charles Paquin als erste Fremdenpension im Thurgau nutzte. In dieser Tradition fungiert das Schloss Wolfsberg noch heute als exklusives Seminarhotel, das die meisten Gäste von Ermatingen beherbergt.

Zunächst könnte man denken – Barockstil und top modernes Seminarhotel? Das soll zusammenpassen? Und wie es zusammenpasst. Das Schloss mit all seinen Nebengebäuden ist architektonisch so belassen und wirkt unglaublich gepflegt. Der formale Garten mit dem überdachten Schotterweg erinnert fast an den schönen Innenhof eines Klosters – dieser Eindruck wird durch die Ruhe auf dem Berg unterstützt. Dazu kommt der unglaubliche Blick, der einen in der Ferne das Münster von Konstanz erahnen lässt und die Insel Reichenau, genau wie die Halbinsel Höri präsentiert. Als wir den Berg erklommen haben, hatte die angrenzende Remise leider geschlossen – sie wird aber als Cafeteria und Festlokal weitergenutzt.

Wer das ganze Areal erkundet hat, den könnte es noch zum recht nahe gelegenen Napoleon-Turm ziehen, den Napoleon und Charles Parquin in ihren frühen Zwanzigern errichten ließen und der heute top modernisiert mit seinen knapp 40 Metern Gesamthöhe allen Schwindelfreien einen atemberaubenden Blick über das Thurgau und den Bodensee liefert.

Die Route zum Schloss Wolfsberg ist zwar kurz aber geht fast ausschließlich bergauf.