Oft wird die Ostschweiz bei der Planung eines Bodensee-Urlaubs etwas stiefmütterlich behandelt – vielleicht liegt es daran, dass die meisten Besucher den Obersee als DIE Region am Bodensee wahrnehmen, oder auch die Landesgrenze den Ausflugstourismus in die doch teurere Schweiz etwas hemmt. Aber als wir am Wochenende mit Pepe Richtung Stein am Rhein gefahren sind und sich nach dem Schweizer Ort Berlingen der Blick auf die gegenüberliegende Halbinsel Höri offenbart hat, da hat mein Herz vor lauter Glückseligkeit wirklich schnell geschlagen.
Nach solch einer emotionalen Anreise braucht man dann wohl erstmal etwas Ruhe. Und diese kann man wunderbar in Eschenz, genauer gesagt auf der Klosterinsel am Auslauf des Bodensees finden. Aber zunächst muss das Gefährt geparkt werden. Abgehend von der Hauptstrasse kann man entweder – wie wir – links in die Bällsteigstrasse einbiegen und hinter dem kleinen Bahnübergang parken oder für die etwas Gemütlicheren befindet sich ein Parkplatz in der Unterdorfstrasse, der direkt vor unserem ersten Tagesziel liegt. Es zieht uns nämlich zur Wallfahrtskapelle St.Ottmar, die auf einer kleinen Insel mitten im Rhein liegt. Die sogenannte Klosterinsel Werd, auf der die Kapelle über dem Grab des St.Galler Mönchs Ottmar errichtet wurde, kann man über einen 300 m langen Holzsteg erreichen und ist die einzig bewohnte der drei Rhein-Inseln vor Eschenz. Seit 1957 betreuen Franziskanerbrüder den Wallfahrtsort, denen natürlich an der geistlich geprägten Atmosphäre des Ortes gelegen ist – bei dem Spaziergang über die putzige Insel, auf der man wie in der Kartause Ittingen durch ein Labyrinth schreiten oder auf zahlreichen Bänken Platz nehmen kann, findet man wirklich Ruhe und Besinnung. Die kleine Kapelle selbst haben wir nicht begutachtet, da wir aufgrund der Frühlingswärme kurze Hosen anhatten und damit kein Gotteshaus betreten wollten.
Von der Insel und insbesondere von dem langen Holzsteg kann man an Eschenz angrenzend die Nachbargemeinde Stein am Rhein und die über allem thronende Burg Hohenklingen entdecken. Ein wunderschönes Panorama, das einen dazu einlädt über den Espiweg und den Rheinweg direkt am Wasser das kurze Stück nach Stein am Rhein zu laufen. Um direkt in die Stadt zu gelangen, muss man die Rheinbrücke überqueren – die übrigens für viele Schweizer Werbespots, wie z.B. 2019 für die Post, oder auch für Spielfilme eine beliebte Kulisse ist. Rechts neben der Brücke liegt das imposante Kloster St.Georg mit angrenzendem Museum und der Stadtkirche. Neben imposanten Wandmalereien im Festsaal des Museums werden einem die Schnitzwerke und Wandgemälde der Mönche näher gebracht - man kann aber auch den am Rhein gelegenen Klostergarten und dessen Idylle geniessen. Wandmalereien sind nicht nur in Zusammenhang mit dem Kloster St.Georg zu nennen, sondern sind ein wichtiger Bestandteil des Stadtbildes. Die im Kanton Schaffhausen gelegene Stadt ist nämlich für ihre gut erhaltenen mittelalterlichen Fachwerkhäuser und deren beeindruckende Fassadenmalereien bekannt. Man bekommt fast einen steifen Nacken, wenn man vom Rathausplatz Richtung Untertor läuft und alle Fassadenmalereien bestaunt.
Nach dem Untertor kann man wählen, ob man den Anstieg zur Burg Hohenklingen zur Rechten wählt, oder sich links in Richtung Stadtgarten bewegt. Da wir die Burgbesteigung an einem anderen Sonntag machen wollen, entscheiden wir uns für den Stadtgarten und die Liliputbahn, die dort ihre Runde dreht. Sie ist einem Zug der rätischen Bahn der 20er Jahre nachempfunden und kann zwischen 30 und 60 Menschen transportieren. Die Fahrt dauert circa 10 Minuten und ist nicht nur was für die Kleinen.
Zurück zur Rheinbrücke führt unser Weg an den zahlreichen Restaurants und Cafés der Uferpromenade entlang. Wie in vielen Orten am Bodensee kann man hier mit Blick auf das Wasser einkehren, bevor man den Heimweg antritt. Dieser führt uns nach der Rheinbrücke wieder über den Seeuferweg nach Eschenz, um mit Pepe zurück nach Konstanz zu düsen.